Welche Kosten ließen sich mit einer Gebotszonentrennung in Deutschland sparen?

First Posted: 2025.04.01, Last Revised: 2025.04.01, Author: Tom Brown

Original LinkedIn post

Welche Kosten ließen sich mit einer Gebotszonentrennung in Deutschland sparen? Bis 2045 ist die Einsparung sicherlich im zweistelligen Milliardenbereich, aber umfassende Studien dazu gibt es für Deutschland leider nicht. Hier fasse ich einige Studien zusammen.

Eine gute Orientierung gibt eine Reihe von Studien in Großbritannien in Vorbereitung auf den Review of Electricity Market Arrangements von FTI Consulting, geleitet von Jason Mann, die sich mit allen Aspekten einer Zonentrennung und nodaler Bepreisung auseinandersetzt.

Erste große Studie im Jahr 2023 für den Regulierer Ofgem: FTI: Assessment of Locational Wholesale Electricity Market Design Options in GB

Folien: FTI: Nodal pricing in GB: Brief overview of conclusions and impact on use of flexibility resources

Aktualisierung 2025 für Octopus: FTI: Impact of a Potential Zonal Market Design in Great Britain

Kosteneinsparungen für Konsument*innen (NPV 2030-50) mit 12 Zonen für Großbritannien: 55 Milliarden GBP, allerdings verlieren Produzent*innen 30 Milliarden, sodass der Wohlfahrtsgewinn nur bei 25 Milliarden liegt.

fti-octopus-waterfall.png

Figure 1: Vorteil Zonentrennung in Großbritannien (FTI, 2025)

Großbritanniens System ist natürlich etwas anders als Deutschlands gestaltet (Balancing Mechanism, ein langes enges Netz) aber ähnliche Einsparungen könnte man erwarten.

Die Analyse ist eher statisch: Netzausbau und Verortung der Nachfrage sind exogen fixiert. Weil lokale Preise helfen, Netzüberlastungen zu verwalten, würde man große Einsparungen beim Netzausbau erwarten. Netzdienliche Verortung von Elektrolyse würde Kosten auch senken.

Genau diese dynamische Optimierung hatten wir uns im Ariadne-Szenarienreport für Deutschland vorgenommen. Durch eine integrierte Planung vom Strom und Wasserstoff mit regionalen Preisen, kann man die Elektrolyse an der Küste platzieren und viele der langen unterirdischen HGÜ-Leitungen in den Süden sparen.

Bericht: Ariadne-Szenarienreport

Folien Energiewirtschaft & Infrastruktur

Kosteneinsparungen im Übertragungsnetz: 92 Mrd EUR2020, ein Drittel weniger als im Netzentwicklungsplan 2023.

ariadne-wasserfall.png

Die Engpassrente (Einkommen von Stromarbitrage zwischen Regionen mit Preisunterschieden) beträgt 7 Mrd EUR/a und der Redispatchbedarf verringert sich, sodass die Netzentgelte um 7,5 EUR/MWh im Durchchnitt sinken.

Weil die Reduktion der Netzentgelte die regionalen Preisunterschiede überwiegt, wird in jeder Region im Durchschnitt gespart. Nur die energieintensive Industrie, die teils vom Netzentgelt befreit ist, müsste dann für leicht höhere Preise kompensiert werden.

ariadne-prices.jpeg

Eine weitere Studie von Dr. Mirjam Ambrosius et al findet einen Wohlfahrtsgewinn von 1,2 Mrd EUR/a im first-best Szenario mit 16 Knoten für Deutschland, schaut sich allerdings nur ein altes NEP-Szenario fürs Jahr 2035 an. Größere Einsparungen gäbe es z.B. im Jahr 2045, wenn Klimaneutralität erreicht wird.

Weitere Ko-Autor*innen: Veronika Grimm, Thomas Kleinert, Frauke Liers, Martin Schmidt und Gregor Zöttl.

Paper: https://doi.org/10.1016/j.eneco.2020.104879

Zusammenfassung: keine unfassende Studie, aber sicherlich Einsparungen pro Jahr im einstelligen Mrd-Bereich ab 2030, insgesamt zweistellig, wenn man alle Einsparungen bis 2045 aufsummiert.

Copyright Tom Brown, Licensed under CC BY 4.0